Weimars Geschichtsfestival – im Radio und auf der Straße
In der Geschichte wie in der Gegenwart bewegen sich Rebellionen im Spannungsfeld von politischer, ökonomischer und sozialer Herrschaft und dem Widerstand dagegen. Dabei wandeln sich auch die Formen des Rebellierens und reichen von der offenen Gewalt bis zum zivilen Ungehorsam unter ausdrücklichem Gewaltverzicht.
Als Widerstand gegen Ungerechtigkeit hat die Rebellion heute oftmals die Gunst des Publikums auf ihrer Seite. Umgekehrt lässt sich aber auch fragen: Ist Regieren immer schlecht? Oder was macht gutes Regieren aus, so dass Rebellionen dagegen gar nicht erst nötig werden? Das Weimarer Rendez-vous 2020 geht diesen Fragen in Radiosendungen, in einer Ausstellung und einem Film nach.
Wegen der Corona-Pandemie finden die Veranstaltungen vor Ort ohne Publikumsansammlungen statt.
Der etwa 15-minütige Film, der für das Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte produziert wird, will auf unterhaltsame Weise entschlüsseln, wer aktuell Rebellen und Rebellinnen sind, wie sie rebellisch wurden, was ihr Rebellentum ausmacht und zugleich hinterfragen, ob vielleicht jede Gesellschaft genau diese Menschen dringend braucht. Auch wenn sie unbequem und streitbar sind. Oder gerade, weil sie unbequem und streitbar sind. Die Ebene des Heute wird durch die der Vergangenheit erweitert. So gehören in den Film kurze Einsprengsel zu Rebellen(inn)en vergangener Tage, um so ein Rendez-vous mit der Geschichte auch im Film zu ermöglichen. Alle Protagonist(inn)en verbindet ein Weimarer Bezug.
Der Film ist ein Auftragswerk von 1meter60Film Weimar.
In einer Ausstellung vom 6. November bis 4. Dezember werden auf elf Stelen 15 Biografien ausgewählter „Rebellen und Regierender“ präsentiert, deren Lebensweg nach und durch Weimar führte. Für alle diese Menschen gilt, dass sie starke Charaktere waren, die für ihre Ideale und Überzeugungen lebten, stritten und kämpften. Die einen subtil künstlerisch wie Gabriele Reuter, Hoffmann von Fallersleben oder Johannes Daniel Falk, die anderen durch zivilen Ungehorsam wie Pfarrer Alexander Wessel oder Kurt Nehrling oder noch andere durch offenen Aufruhr wie Rosa Luxemburg. Über einen QR-Code auf der Stele können weitere Dokumente erschlossen werden. So geben originale Tonaufnahmen und nachgesprochene Auszüge aus Briefen sowie Fotos Einblicke in die Ideale und Biografien der Männer und Frauen und erläutern die Beweggründe für ihre „Rebellion“ und/oder ihre Form des Regierens. Nach Ende der Ausstellung in Weimar sind die Biografien weiterhin auf der Homepage des Weimarer Rendez-vous unter www.weimarer-rendezvous.de zugänglich.
Eine der Stelen (Nr. 12 auf dem Markt) ist der polnischen Pianistin und Komponistin Maria Szymanowska (1789–1831) gewidmet. 1823 begann sie eine Tournee durch Europa, die sie auch nach Weimar führte, wo sie am 4. November im Saal des Stadthauses konzertierte. Goethe, den sie zuvor schon in Marienbad getroffen hatte, widmete ihr drei Gedichte.
Programm als PDF
Veranstalter: Förderverein Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte e. V. in Kooperation mit dem Polnischen Institut Berlin – Filiale Leipzig und weiteren Partnern
Info: www.weimarer-rendezvous.de, www.radiolotte.de