Bei den Holzkirchen im südlichen Kleinpolen handelt es sich um einen Serieneintrag der sechs besterhaltenen und ältesten gotischen Holzkirchen, die für diese Region typisch sind. Sie befinden sich in den Städten bzw. Dörfern Blizne, Binarowa, Dębno, Podhalańskie, Haczów, Lipnica Murowana und Sękowa, die historisch in der Region Kleinpolen in Süd- und Südostpolen liegen und das Karpatenvorland im nördlichen Teil der Westkarpaten umschließen. Die Kirchen stellen ein einzigartiges Beispiel für die Tradition der mittelalterlichen Fachwerkkirchen in der römisch-katholischen Kultur dar.
Sie wurden unter Verwendung der horizontalen Rundbalkentechnik erbaut, die im Mittelalter in Nord- und Osteuropa weit verbreitet war. Der Umfang an eigenwilligen strukturellen Lösungen, die beim Bau Anwendung fanden, macht jedoch ihre Einzigartigkeit aus.
Die funktionale Raumverteilung dieser Bauten rührt von liturgischen Anforderungen her, die aus dem Westen übernommen worden waren. Die Kirchen verfügen über eine weitläufige Raumstruktur, die ursprünglich aus zwei Elementen bestand: einem rechteckigen Kir-chenschiff und einem schmaleren, nach Osten gerichteten Altarraum, der üblicherweise in einer dreiseitigen Apsis endete. Später wurden am Westende Kirchtürme im Pfosten-Riegel-System errichtet (wobei die Kirche in Lipnica Murowana eine Ausnahme ist) und der Hauptteil der Kirchen wurde von Arkaden umgeben, die als „soboty“ bekannt waren. Aufgrund der Anwendung hochwertiger baulicher Lösungen zur Holzverbindung wie beispielsweise das System, die Rundbalkenstrukturen des Kirchenschiffs und des Chorraums durch Dachbalken zu verbinden, nahmen die Kirchen eine charakteristische architektonische Form an, die durch große Schindeldächer gekennzeichnet ist, die sowohl das Kirchenschiff als auch den Chorraum abdecken und dadurch das gesamte Gebäude verstärken. Die Kirchen sind auch durch einzigartige, hochwertige Holzverbindungs-Details gekennzeichnet, die ihren gotischen Charakter betonen.
Die Sakralbauten weisen besonders wertvolle Ausschmückungen und Montagen auf, die sich durch verschiedene Bearbeitungstechniken und -stile, ein prächtige Ikonografie und einen herausragenden künstlerischen Wert auszeichnen. Anhand dieser Kirchen kann man außer-dem den Stilwandel bei der Verzierung sakraler Innenräume ab der Zeit der Gotik beobachten. Alle Elemente der prächtigen Innenausstattung stehen auf harmonische Weise miteinander in Beziehung und ergänzen sich in Bezug auf ihren Inhalt, ihre Funktion und ihren Stil gegenseitig.
Die Kirchen sind Beispiele für dominante Wahrzeichen in ländlichen Umgebungen, die bis heute noch die einzigartigen Landschaften prägen – ein Großteil der Kirchen befindet sich in malerischen Tälern. Diese Bauten, die von adligen Familien als Symbole ihres Ansehens gestiftet wurden, dienen noch heute ihrem ursprünglichen Zweck als Orte für traditionelle Feste und religiöse Zeremonien. In einigen werden noch heute religiöse Bildnisse verehrt, denen nachgesagt wird, sie ziehen die Gunst Gottes auf sich.
Quelle: UNESCO (offizielle Webseite: whc.unesco.org)
Übersetzung: Agata Biernacka